Tuesday, 16 July 2013

Neu-Mav Ellis: X-Faktor oder Panikkauf?

Druckansicht Jetzt Drucken Dallas angelt sich mit der Wurfmaschine den letzten Top-Spieler. Doch Nowitzkis neuen Co-Star begleiten große Zweifel. Von Raphael Weber

München - Am Ende haben sich die Dallas Mavericks doch noch einen großen Namen geschnappt.

Nach gescheiterten Verpflichtungen von Dwight Howard und Andrew Bynum soll nun Wurf-Maschine Monta Ellis von den Milwaukee Bucks der Star an Dirk Nowitzkis Seite werden.

Berichten zufolge hat sich der 27-jährige Ellis mit den Mavs auf einen Drei-Jahresvertrag geeinigt, der ihm jährlich bis zu zehn Milllionen Dollar Gehalt einbringt - viel Geld für einen bestenfalls 1,91 Meter große Shooting Guard, dessen Verpflichtung Viele als Panikkauf sehen.

Viel Geld angesichts eines Mavs-Kaders, in dem auf der Centerposition neben Nowitzki ein Riesen-Loch klafft. (DIASHOW: Die Kader-Pläne der Mavericks)

Dass Dallas für "Mississippi Bullet", wie der pfeilschnelle Ellis genannt wird, so tief in die Tasche greift, dürfte auch mit den Verletzungen von Eigentlich-schon-Neuzugang Devin Harris und Rookie Shane Larkin zusammenhängen.

Bei Rückkehrer Harris, mit dem sich die Mavs schon auf einen Dreijahresvertrag über neun Millionen geeinigt hatten, wurde jetzt beim Medizincheck ein ausgerenkter Zeh festgestellt. Nun muss Harris operiert werden, der Deal liegt erst einmal auf Eis.

Larkin, der von den Mavs an 18. Stelle im NBA-Draft ausgewählt worden war, zog sich in der Summer League einen Knöchelbruch zu und fällt mindestens drei Monate aus.

Nun soll also Ellis statt Harris als Shooting Guard neben dem neuen Point Guard Jose Calderon starten. Das Problem: Trotz seiner Qualitäten sind Ellis' Makel offensichtlich und wohl dokumentiert.

Der Leichtbau-Flügelspieler nimmt trotz starker Athletik viele schlechte Sprungwürfe, was Ellis trotz 19,2 Punkten pro Partie zu einem verheerend ineffizienten Akteur macht. Dennoch betätigt er oft und gerne den Abzug.

Vergangene Saison produzierte der eigentlich begnadete Scorer bei den Milwaukee Bucks schaurige Trefferquoten: 28,7 Prozent beim Dreier - nur 2007 und 2008 war Ellis schlechter - und 41,6 Prozent aus dem Feld, genauso mau wie in seiner Rookie-Saison.

Immerhin kann sich "Mississippi Bullet", der vor allem zum Karrierestart in Golden State auch als Aufbau fungierte, sich selbst Abschlüsse kreieren und findet hin und wieder den Nebenmann. In den letzten Jahren verbuchte er so konstant sechs Assists pro Partie.

An guten Tagen schießt Ellis die Korbanlage in Brand, so wie am 17. Februar 2012. Mit 48 Punkten (18 von 29 aus dem Feld, 3 von 6 Dreiern, 9 von 10 Freiwürfen) stellte er seine Karrierebestleistung auf - zum Sieg gegen die Oklahoma City Thunder reichte es bezeichnenderweise dennoch nicht.

Auch das Verteidigen gehört beileibe nicht zu Ellis Stärken. Dass er 2010/11 und 2012/13 jeweils ligaweit die zweitmeisten Steals (168. Bzw. 169) verbucht, täuscht darüber hinweg, dass er mit 1,91 m und 84 kg seinen Gegnern auf der Zwei vor allem physisch oft weit unterlegen ist.

Zudem rangierte Ellis in den letzten vier Spielzeiten in den Top Ten bei den Ballverlusten.

Kein Wunder also, dass die Teams bei Ellis nicht gerade Schlange standen, als der aus seinem Vertrag in Milwaukee ausstieg und Free Agent wurde.

Bemerkenswert: Ellis machte seinen Agenten Jeff Fried dafür verantwortlich, dass es keine hochdotierten Angebote gab, und feuerte ihn erst vor wenigen Tagen.

Ellis' Stern ging 2007 auf, als er in seiner zweiten NBA-Saison bei den Golden State Warriors mit 16,5 Punkten und 4,1 Assists zum Most Improved Player gewählt wurde.

Im gleichen Jahr fügte er ausgerechnet den Dallas Mavericks und Nowitzki in der ersten Playoff-Runde eine historische Schmach zu: Erstmals in der NBA warf ein an Nummer 8 gesetztes Team in einer Best-of-Seven-Serie das beste Team der Liga raus.

Schon hier zeigte sich aber eine weitere Schwäche des Monta Ellis: In den Playoffs, die seine Teams nur zweimal erreichten, rauschen seine Zahlen förmlich in den Keller. Gegen die Mavs lieferte Ellis 8 Punkte und 0,9 Assists, 2013 für die Bucks gegen Meister Miami Heat 14,3 Zähler und 5,5 Vorlagen.

Während sich Ellis nach 2007 bei den Warriors auf dem Parkett dann zum Star entwickelte, gab es abseits des Platzes Schock-Momente und Turbulenzen.

Im Herbst 2007 prallte Ellis beim Training mit dem Kopf gegen die Hüfte von Brandan Wright und war 25 Minuten lang gelähmt. Erst danach konnte er sich von der Schulter abwärts wieder bewegen.

Im Jahr darauf verletzte sich Ellis im Sommer am Knöchel - beim Training in der Halle - wie er behauptete.

Warriors-GM Chris Mullin vermutete dagegen eine Verletzung bei einem Basketball-Spiel mit Freunden. Später stellt sich heraus, dass die Ursache ein Motorradunfall war. Ellis wurde gesperrt und bekam für 30 Spiele kein Gehalt - drei Millionen Dollar gingen ihm damals flöten.

Derlei Flausen treibt Ellis seit 2010 seine Frau aus. Im Juli heiratete er die Polizistin Juanika Amos, die er vor allem deshalb schätzt, weil sie ihm beizeiten den Kopf zurechtrückt.

Trotz aller Defizite könnte "Mississippi Bullet" am Ende doch ein großer Gewinn für die Mavs werden.

Mit dem 27-Jährigen, der mit einem Karrieredurchschnitt von 19,4 Punkten der einzige NBA-Profi mit einem solchen Wert ist, der noch nie All-Star war, bekommt Dallas einen explosiven Scorer, der vor allem Nowitzki einige Last abnehmen kann.

Zudem spielt Ellis mit Jose Calderon erstmals neben einem echten Point Guard, der ihn in Szene setzen wird. Bei den Mavs hoffen sie nun, dass Ellis an der Seite des Spaniers und des selbstlosen Nowitzki endlich zu einem effizienten Spieler wird.


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